3 Dinge, die Freiberufler von klassischer Unternehmensberatung lernen können
Die klassische Unternehmensberatung a la McKinsey hat bei vielen einen ziemlich schlechten Ruf. Wer kennt nicht Vorurteile wie “Die kommen, verlangen einen Haufen Geld und sagen uns nur das, was wir selbst schon wissen.” oder “Das sind doch alles so BWLer Schnösel, die von unserem Geschäft überhaupt keine Ahnung haben und deren Analysen uns null weiterhelfen.”?!? Ganz zu schweigen von den Klischees über Vielfliegermeilen, kein Privatleben und Burn-Out mit Mitte 30. Aber darum soll es hier auch gar nicht gehen. Oder hat irgendwer Interesse daran, genau das zu lernen?!? 😉
Ich hatte in meiner beruflichen Laufbahn viel mit Unternehmensberatern zu tun. Weniger mit klassischen Strategie- und Managementberatern, sondern mehr mit IT-Beratern, die aber genau so in den Bereichen Strategie und Management beraten haben. Und ja, natürlich gibt es diese Berater, die fast eins zu eins den Vorurteilen und Klischees entsprechen. Und ja, ich hab mich über diese auch oft ziemlich geärgert.
Nichtsdestotrotz finde ich aber dieses immer mal wieder vorkommende Unternehmensberater-Bashing etwas übertrieben und ungerechtfertigt. Und zwar aus einem ganz einfachen Grund:
die Methoden und Vorgehensweisen von klassischer Unternehmensberatung lassen sich sehr gut auch auf die Beratung in anderen Bereichen übertragen und dort einsetzen.
Eine gute Bekannte von mir ist selbständig im Bereich E-Commerce. Sie erstellt beispielsweise Online-Shops für Unternehmen. Als sie neulich meinen ersten Blogpost zum Thema “Beratungsprozess in der Unternehmensberatung aus Sicht des Beraters” gelesen hat, meinte sie zu mir: Mir war gar nicht bewusst, wie viel ich, in dem was ich tue, mit der klassischen Unternehmensberatung gemeinsam habe.
Und das ist genau das, was ich meine! Egal ob man als Freiberufler tatsächlich als (Unternehmens)Berater tätig ist oder als Softwareentwickler oder Designer oder irgendeine andere Form von freiberuflicher Tätigkeit mit direktem Kontakt zu Businesskunden: das beratende Element der Tätigkeit ist dem beraten in der klassischen Unternehmensberatung ziemlich ähnlich.
Und da die Beraterbranche viel Erfahrung im beraten hat, kann man sich hier als Freiberufler einiges abkucken 😉 Und hier sind:
3 Dinge, die Freiberufler von klassischer Unternehmensberatung lernen können:
1. Eine Beratungskonzeption oder ein Beratungsvorgehen haben
Wenn man sich die Webseiten von unterschiedlichen klassischen Unternehmensberatungen anschaut, dann findet sich dort fast ausnahmelos eine Darstellung des Beratungsvorgehen, der Beratungsstrategie, der Beratungskonzeption oder wie auch immer das jeweils bezeichnet wird. Dahinter verbirgt sich letztlich das Vorgehen, welches man bei der Beratung eines Kunden anwendet. Auf den Webseiten von vielen Freiberuflern findet sich so etwas nicht. Dabei ist ein selbst definierter Beratungsprozess eine große Hilfestellung um:
- sich selbst bewusst zu werden, wie, in welcher Rolle und mit welchen Werten man sich positionieren und arbeiten möchte und
- dem Kunden gegenüber klarzustellen, welche Arbeitsweise und Qualitätsansprüche man hat und vertritt und
- sich und seinen Prinzipien treu zu bleiben und sich nicht im Projektverlauf in eine Ecke oder zu Tätigkeiten drängen zu lassen, die man nicht möchte.
Mehr Details zum Thema Beratungskonzeption findest Du im Beitrag „Warum Du unbedingt eine Beratungskonzeption brauchst“.
2. Professionelles Auftreten
Gute Berater einer guten Unternehmensberatung legen in der Regel bei den meisten Zusammenkünften und Kontakten mit ihren Kunden einen professionellen Auftritt hin. Freiberufler hingegen, die noch am Anfang ihrer freiberuflichen Tätigkeit stehen und eher aus der technischen oder kreativen Ecke kommen, tun sich hier häufiger schwer. Natürlich gilt das (wie immer) nicht für alle, aber ich habe in den letzten Monaten einige getroffen, die auch ganz offen zugeben, sich hier schwer zu tun. Und…Achtung, Überraschung…es geht beim professionellen Auftreten nicht darum einen schicken Anzug zu tragen oder mit Titeln und Qualifikationen um sich zu werfen.
Sondern es geht um gute Vorbereitung auf Termine und Meetings, Authentizität, der richtige Umgang mit Fehlern und Nichtwissen und natürlich auch die passende Kleidung bei face-to-face Terminen (Vorsicht, Spoiler zu einem der nächsten Beiträge: passende Kleidung heißt nicht immer unbedingt im typischen Businesslook unterwegs zu sein 😉 )
3. Sich nicht unter Wert zu verkaufen
Eine Bekannte hat neulich gesagt “Was nichts kostet, ist nichts wert.”. Auch wenn ich diese Aussage nicht in allen Bereichen uneingeschränkt teile, so ist doch was wahres dran. Und schauen wir doch mal auf die klassischen Unternehmensberatungen und ihre Preise: billig ist definitiv anders. Berater-Tagessätze zwischen 1.000 und 2.000€ sind durchaus üblich. Natürlich hängt dies auch stark von der Art der Beratung und dem Erfahrungslevel ab. Und natürlich haben größere Beratungshäuser auch einen anderen Kostenblock wie ein Freiberufler, Solopreneur oder Selbstständiger. Aber nichtsdestotrotz gilt: gute Leistung hat ihren Preis! Und deswegen sage ich, hier kann man als Freiberufler von klassischer Unternehmensberatung noch was lernen: etwas mehr Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, etwas mehr Wertschätzung der eigenen Leistung und entsprechende Preise für gute Leistung verlangen!
Natürlich gibt es auch einige Dinge, die man sich als Freiberufler besser nicht von der klassischen Unternehmensberatung abkucken sollte…wie z.B. eine nicht vorhandene Work-Life-Balance oder das um-sich-schmeißen mit Buzzwords…vielleicht sollte ich dazu auch nochmal einen (nicht ganz so ernst gemeinten) Beitrag verfassen 😉 Was meint ihr?!?
Ich freue mich wie immer über und auf Deine Kommentare und Anmerkungen!
Danke! 🙂
Informativ und kurz gehalten. Like 🙂
Lieber Alex,
nichts erfreut mein Herz mehr, wie ein Sturm von Buzzwords kurz vorm Wochenende! 😉
Aber schön, dass du meine Einschätzung teilst!
Du hast recht Jenny. Eine starke ‚Synergy‘ zwischen dem Freiberufler Leben und Aspekten des Unternehmsberatertums kann durchaus zu einem ‚quick win‘ fuehren. ZB einen ‚deep dive‘ in seine Kundenbasis machen um zu analysieren wer genau dein Produkt oder Service ’supported‘ kann dir echt ‚insight‘ geben und ein totaler ‚game changer‘ werden. 😉